Am Mittwoch, dem 18 Juli 2018, entschloss ich mich, endlich einmal von Ohlstadt nach Sisteron zu fliegen. Die Wettervorhersage für den Donnerstag war sogar noch besser als die für Mittwoch, so dass ich große Hoffnung hatte, am nächsten Tag wieder zurückfliegen zu können. Der Start in Ohlstadt erfolgte gegen 10:30 Uhr: Schlepp zum Aufacker. Die Basis war zunächst nur knapp über 2000m. Richtung Westen, etwas nördlich am Plansee vorbei, ging es dann bei langsam ansteigender Basis gut weiter. Etwas südöstlich vom Plansee ging es dann schon auf ca. 2500m. Von den Lechtalern flog ich dann ziemlich direkt nach Süden, etwas westlich an Kappl vorbei, bis ins Engadin, wo die Basis deutlich höher aussah. Am Ofenpass ging es dann schon auf 3100m und etwas südöstlich von Samedan auf über 3700m. Dann weiter direkt Richtung Westen, noch südlich vom Hauptkamm. Dort gibt es Locarno und Masera (Domodossola) als Landemöglichkeiten und die Basis war hoch genug, so dass ich problemlos in die Berge südlich vom Rhonetal fliegen konnte.
Um das Matterhorn zu sehen, musste ich erst noch ein paar Quertäler queren, bis es im Zermatttal endlich in seiner ganzen Schönheit vor mir lag.
Etwas östlich vom Matterhorn konnte ich noch einmal gute Höhe machen und habe Lisa im Bart wieder getroffen. Mit dieser Höhe war es problemlos möglich, ins Aostatal zu fliegen. Bin dann etwas südlich geblieben um dass das Tal zur Grivola zu queren. Inzwischen hatte ich auch Funkkontakt zu Kameraden aus Sisteron (Jutta, Hermann Gold und Igor). Hermann sagte mir, dass er das Bier schon kalt gestellt habe. Der Weiterflug über den Col de Caro, Charbonnelle, Mont Ceniz und Col d´ Etache war problemlos, aus 3800m an der Crete de Peyrol konnte ich dann im schnellen Endanflug Sisteron anfliegen. Die Landung dort erfolgte um 17:37 Uhr, also noch ca. 3 Stunden vor Thermikende.
Nach dem Festbinden der ASG, einem kühlen Bier bei Hermann, Aperitif und einer Brotzeit habe ich die Nacht auf der Couch in Hermanns Wohnmobil verbracht.
Hier der wirklich schöne Flug im Überblick. Der Rückflug verlief dann aber ganz anders als geplant.
Rückflug am Folgetag
Vor einem Frühstück bei Hermann wollte ich mein Flugzeug trocknen. An diesem Morgen gab es aber überhaupt keinen Tau, also habe ich die Mücken mit meinem restlichen Trinkwasser weggewischt. Die Vorhersage am Donnerstagmorgen war dann doch nicht mehr ganz so gut wie noch am Dienstagabend. Da ich auch keinen Laptop dabei hatte (alles passt doch nicht in die ASG 29), war meine Wetterinformation auch nicht ganz so vollständig, wie es vielleicht nötig gewesen wäre. Allerdings hätte das auch nichts wesentliches an der Situation geändert.
Gestartet bin in ich dann um 11:50 Uhr Lokalzeit. Es wurde allgemein erwartet, dass es nicht viel früher losgeht. Der erste Bart am Jorasses ging mit ca. 0,5 bis 1m Steigen auf 1800m. Der Trainon brachte nichts, auch der Authon ging noch nicht richtig – also zurück zum Trainon in niedriger Höhe und nach ein paar Achten am Hang ging es endlich aufwärts. Der Abflug von Sisteron erfolgte dann ohne Probleme über Jouerem Clot Ginoux, südlich Tete Grosse zum Parcour. Dort ging es schon auf 3100m. Nach einem sinnlosen Abstecher übern Seolane flog ich weiter zum Gran Berard. Nach etwas Suchen in 2500m hatte ich einen Bart, der mich bis auf über 3500m brachte.
Weiter ging es dann über Col de Vars und Col d´Izoard zur Crete de Peyrol, die bis auf knapp 3500m ging. Bei Plampinet ging es schon auf über 4000m, am Col d´Etache auf 4100m.
Inzwischen kamen Informationen von Hermann, dass es vielleicht noch möglich wäre, ins Aosta Tal zu kommen, aber der Weiterflug wäre problematisch. Evtl. sollte man versuchen, über den kleinen Sankt Bernhard ins Rhonetal zu fliegen. Ich habe trotzdem eine der üblichen Routen über Mont Cenis, Charbonelle, Col de Caro ins Aostatal gewählt. Am Paradiso (man darf ja nicht zu nah heran und an der Grivola fand ich kein brauchbares Steigen) habe ich nach einem kurzen Umweg über den Monte Emilius das Tal gequert und südlich vom Valpelline unter Grat wieder gutes Steigen gefunden. Die Basis war hier wieder über 4000m, so dass ich sogar westlich vom Matterhorn ins Wallis queren konnte. Richtung Münster sank die Basis dann stark ab, die Wolken wurden mächtiger, und es fing sogar schon an zu schauern. Weiter nach Osten standen bereits kompaktere Schauer, und nach Süden über Masera und Locarno sah es auch nicht gerade einladend aus. Ich habe dann eine Weile bei Münster geparkt mit der kleinen Hoffnung, dass sich die Schauer verziehen und ich vielleicht doch noch weiterkommen konnte. Als die Schauer bei Ambri etwas nachließen, versuchte ich, wenigstens noch nach Ambri zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass Ambri praktisch ein toter Flugplatz ohne Schleppmöglichkeit ist, es sei denn, man lässt eine Schleppmaschine kommen. Beim Flug nach Ambri war ein schöner Regenbogen zu sehen:
Aber für einen Weiterflug war das Wetter nicht wirklich schön. Beim Flug nach Ambri ist mir dann ein gravierender Fehler passiert: ich war wetterbedingt einen Grat zu weit südlich und musste noch einen weiteren Grat überqueren. Da es doch noch leicht regnete, schaffte ich es fast nicht mehr hinüber ins Tal von Ambri. In dem Tal vor dem Grat, in dem ich mich befand, war außer einem Stausee nichts Landbares zu sehen. Hier ein Google Earth-Bild der Gratquerung. Ich muss dazu sagen, dass ich dann lieber mit mehr Überfahrt und weniger Höhe gequert habe.
Ich bin auch nicht durch den Berg geflogen. Weiter nach Süden steigt dieser Grat wieder an. Mein prinzipieller Fehler war, dass ich mich mit der Alternative Locarno zu diesem Zeitpunkt noch nicht befasst hatte. Nach Locarno waren es nur 38km und ich hatte ca. 2100m Höhe zum Abgleiten. Geregnet hat es Richtung Süden auch nicht, so dass ich sicher nach Locarno gekommen wäre. Bei der Landung in Ambri war noch ein weiterer Segelflieger in der Platzrunde, der eigentlich nach Münster wollte. Er ist kurz vor mir gelandet und etwas später kam auch noch eine E-Antares, die nicht mehr genügend Strom an Bord hatte. Beide wurden, nachdem sich die Schauer etwas aufgelöst hatten, mit einer Schleppmaschine aus Münster zurückgeschleppt. Selbst einige Zeit nach der Landung standen im Osten immer noch Schauer.
Später kam dann noch ein Ventus 2cxt, dessen Motorleistung nicht ausreichte, um den Nufenen zu überqueren Er war südlich in niedrigster Höhe am Lago Maggiore, von Osten kommend, noch bis Ambri geflogen, hatte aber bereits seinen Motor benutzt. Mit seinen Rückholern haben wir abends noch eine Pizzeria besucht.
Danach hab ich mich neben der Fläche in meinen Schlafsack gelegt und bis zum Eintreffen der Rückholer um 3 Uhr morgens geschlafen. Dadurch konnte ich die Heimfahrt selbst fahren und die Rückholer haben auf der Rückbank geschlafen. Einen riesigen Dank noch an die Rückholer, die sich die ganze Nacht wegen mir um die Ohren schlagen mussten. Ich weiß noch nicht, wie ich mich jemals bei Michi revanchieren kann, da er ja nie außenlandet …
So, dass war das misslungene Abenteuer “Einmal Sisteron und am nächsten Tag zurück”.
Von Herbert Schultz
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