SFW-Fluglehrer Herbert Schultz hat beim 3. Werdenfelser Vergleichsfliegen mit seiner ASG29 (Wettbewerbskennzeichen 90) in der Schweren Klasse den ersten Platz erzielt. Hier ist sein ausführlicher Bericht über den Wettbewerb:
Das Vergleichsfliegen begann am Freitagabend um 20:00 Uhr mit dem Eröffnungsbriefing. Die Wetteraussichten für die Woche waren nicht vielversprechend. Einige Teilnehmer befürchteten sogar, dass es keine Wertungstage geben würde.
Richie, unser Meteorologe, kam dann auch gleich mit einem Regenschirm zum Briefing und meinte, dass der Schirm ein sehr nützliches Hilfsmittel für die kommende Woche sei. Seine Vorhersage war dann aber nicht ganz so pessimistisch und er erklärte sehr ausführlich, dass es doch möglich wäre, einige Wetterfenster auszunutzen um doch einige Wertungstage zu erreichen.
Startaufbau der Schweren Klasse
So wurde auch am ersten Samstag die schwere Klasse aufgestellt. Wegen des extrem nassen Rasens konnte die Asphaltpiste genutzt werden. Startbereitschaft wurde wegen der noch sehr niedrigen Basis (s. Foto) auf frühestens 12:00 Uhr festgelegt. Es gab dann drei Schnupperflieger, die Basis war noch nicht wirklich ausreichend. Trotzdem entschied sich Arne als Sportleiter, die schwere Klasse starten zu lassen, um auch noch eine Chance für die leichte Klasse offen zu halten. Die Aufgabe war eine AAT mit mindestens 149 km und höchstens 329 km.
Tagesaufgabe der Schweren Klasse für Samstag, den 06.05.2023
Nachdem ich ausgeklinkt hatte, konnte ich einmal an die Basis kurbeln, dann begann es bereits zu regnen. Das Wetter hatte sich nicht entwickelt, wie erhofft, und so wurde der Tag um 13:33 Uhr neutralisiert.
Samstag, erster Wettbewerbstag: Zwei reine Segelflugzeuge (MW und 90) mussten landen
Der Sonntag war vielversprechender, und so sollte pünktlich um 11:15 Uhr Startbeginn sein. Die Aufgabe war wieder eine AAT, zunächst nach Westen, dann nach Osten in die Gegend von Unterwössen und anschließend beim Rückflug noch etwas hinaus ins Flachland.
Tagesaufgabe der Schweren Klasse für Sonntag, den 07.05.2023
Ich hatte mich entschlossen, nicht zu spät abzufliegen, und als es nach dem Abflug am Kramer bereits leicht geregnet hatte, entschied ich mich – entgegen der allgemeinen Empfehlung – den ersten Sektor nicht bis zum Ende auszufliegen. Als ich abflog, waren 2A (Waegele und Bachmaier) und 2T (Thomas Wolf) bereits ca. 15 km voraus, MB (Michael Wisbacher) ca 5 km. 2A und 2T flogen südlich am Plansee vorbei und haben sich auch danach südlich gehalten. MB und ich sind knapp nördlich vorbei. LM (Rodrigo Sorbilli) war auch früh abgeflogen und hat den ersten Sektor nur knapp angekratzt. Bei mir lief es recht gut, und nachdem ich gewendet hatte, kamen Zweifel auf, ob die Wende nicht doch zu früh gesetzt war. Ich hatte bis dahin einen 105er Schnitt und befürchtete, dass ich dadurch den zweiten Sektor weit ausfliegen müsste. in einem für mich etwas unbekannten Gebiet. Aber es kam dann doch anders. Östlich vom Plansee stand wieder ein Schauer und ich hielt mich etwas nördlich davon. 2A hatte den ersten Sektor auch nicht weit ausgeflogen. Er ist beim zweiten Schenkel südlich geblieben, musste aber dann noch tiefer als ich bei Ohlstadt wieder Höhe machen. Ab da wurde es zunehmend schwierig, und zur Inntalquerung konnte ich auch keine befriedigende Höhe erreichen. Nach der Querung hatte ich darauf etwas Mühe, wieder hochzukommen, wie man unten im Bild sehen kann (rote Spur: 8X, orangene Spur:90).
2A und XP (Armin Behrendt) waren inzwischen weit nach Norden ausgewichen und teilweise recht tief unterwegs. 2T war inzwischen im zweiten Sektor und relativ weit ausgeflogen. Ich habe den Sektor nur kurz angekratzt und bin dann mit 1990 m Höhe ins Flachland rausgeglitten, Die 8X (Frieder Nagel) war direkt hinter mir. Sie war etwas weiter in den zweiten Sektor eingeflogen. Als wir dann beide ungefähr bei Raubling ware, hat auch 2A endlich den zweiten Sektor angekratzt. 8X ist dann etwas nördlicher über Bad Aibling und Bruckmühl geflogen, während ich mich Richtung Miesbach orientiert habe. Etwas westlich Miesbach kamen mir 1D (Lisa Scheller) und MW (Michael Wetzel) entgegen, was für die beiden noch einen langen Weg bis zur Wende im Sektor bedeutete. Inzwischen hatten sich Schauer und Gewitter bei Ohlstadt gebildet. IRB (Christina Keil) war etwas hinter mir und tiefer, meldete aber, dass sie 400m plus auf Ohlstadt habe, während ich noch 15m minus hatte. Das machen 10m zusätzliche Spannweite dann wohl aus …
Christina auf der EB 29 (IRB)
Ich habe mich dann weiter Richtung Greiling und Königsdorf orientiert und war ziemlich sicher, dass ich dort landen müsste. Da ich noch etwas Reserve auf Königsdorf hatte, bin ich Richtung Ohlstadt geflogen und habe immer wieder die Reserven für Königsdorf, Zielkreis und Ohlstadt Flugplatz gecheckt. Ich konnte noch ein paar Meter gutmachen, und beim Gleiten verlor ich trotz Regen kaum Höhe. LM hatte inzwischen das Gewitter westlich umflogen und konnte in Ohlstadt landen. BS (Christian Schöneis auf Antares) hatte auch weit nördlich ausgeholt und ist von Westen in den Zielkreis eingeflogen, leider etwas zu tief. Ich konnte mich inzwischen Ohlstadt immer weiter nähern. Bei der 10 km-Meldung dachte ich, dass es knapp werden könnte, also möglicherweise Direktlandung auf Piste 22. Ich brauchte noch mindestens Gleitzahl 44 auf den Zielkreis. Trotz des Regens hat es so gut getragen, dass ich den Zielkreis noch mit ca. 10m überfliegen konnte. Ich bin dann problemlos im Regen gelandet, und Blitze waren zu diesem Zeitpunkt keine zu sehen. IRB mit ihrer Hochspannung an Bord (elektrische EB29 DE) landete sicherheitshalber in Königsdorf. 8X konnte vor dem Zielkreis noch Höhe machen und das Gewitter südwestlich umfliegen. 2A ist von Osten eingeflogen und zeitnah mit 8X gelandet. MB, XP und 2T haben in der Nähe der Osterseen nochmals Höhe gemacht. Die drei konnten dann mit dieser Höhe über den Riegsee in den Zielkreis einfliegen und in Ohlstadt landen. MW hat sich inzwischen bei Warngau aus niedriger Höhe wieder hochgearbeitet, anschließend bei Königsdorf nochmals aus unter 1100m, um dann doch noch in Ohlstadt zu landen. Lisa Scheller war mit der 1D inzwischen in Vogtareuth gelandet und wurde vom Sportleiter Arne zurück geholt. Während der Rückfahrt begann sie bereits mit der Auswertung der Tagesergebnisse . Bei der vorläufigen Auswertung war ich auf Platz 2 hinter BS. Nach dem Aufstehen am nächsten Morgen wollte ich gleich nachschauen, ob ich nicht durch weitere Meldungen weiter zurückgefallen war und stellte erstaunt fest, dass ich nun auf Platz 1 war. Offenbar hatte BS Strafpunkte wegen eines zu niedrigen Einflugs in den Zielkreis bekommen. Der Regen hatte ihn ziemlich runtergewaschen.
Am Montag waren wir alle noch beim Briefing, der Tag wurde aber bald wetterbedingt neutralisiert.
Am Dienstag sollte es wieder ein Wetterfenste geben. Da die Leichte Klasse am Sonntag benachteiligt war, sollte sie heute zuerst starten. Startaufbau für die Schwere Klasse daher erst nach dem Start der Leichten Klasse. Die Aufgabe war für beide Klassen gleich gestellt, mit Wendepunkten Kampenwand und Sauerlach. Ausklinkraum war die Mittagspitze.
Tagesaufgabe beider Klassen für Dienstag, den 09.05.2023
Während des Starts der Schweren Klasse näherte sich von Bad Kohlgrub ein Schauer. Ich wurde als vorletzter geschleppt und an der Mittagspitze regnete es bereits ordentlich. Über dem Platz kurbelten schon Einige, und ich flog gleich nach dem Ausklinken dorthin. Den ersten Bart musste ich noch mit an der Haube festgeklebtem Faden kurbeln. Hinter der Abfluglinie regnete es auch bereits. Sobald der Abflug frei war, glitt ich über die Abfluglinie und Richtung Blomberg. Mein Plan war, über Blomberg, Geierstein, Hirschberg und Risserkogel in die höheren Berge zu kommen. Leider konnte ich weder am Blomberg noch in der Nähe richtig steigen und musste nördlich bleiben. MB und 2A sind etwas nördlich der Benediktenwand, und 8X sogar bis in die Jachenau geflogen. 2T war mit mir am Blomberg, ist aber von dort weit nach Süden ausgewichen und konnte dann zusammen mit 2A in angenehmer Höhe weiter nach Osten fliegen. Beim Queren des Tegernsees sah ich IRB ca. 500m unter mir, sie hat aber dann bei Rottach-Egern den Motor gebraucht. Die südlich fliegenden Piloten sind deutlich schneller vorangekommen, und so konnte 2T ca. 15km vor mir wenden. Ich musste wieder vom Kurs abweichen und Höhe gewinnen. Nach der Wende waren 2A und 2T bereits über 20km voraus. MB hatte ich noch kurz vor der Inntalquerung in einem Bart 500m über mir gesehen. Vor dem Rausgleiten ins Flachland fand ich am Farrenpoint noch einen brauchbaren Bart und konnte dort auf 1670m steigen. MB musste zwischen Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham kämpfen, während ich etwas südlich vom Seehamer See Höhe gewinnen konnte. 2A hatte inzwischen die zweite Wende genommen und konnte danach auf über 1700m steigen. 2T war im selben Bart, musste aber noch zur Wende fliegen. Ich wollte die Wende nehmen und mich dann kurbelnd Richtung Westen treiben lassen, bin aber wohl an den Bärten vorbeigeflogen. Auf dem direkten Weg Richtung Königsdorf standen Schauer, deshalb flog ich Richtung Westen in der Hoffnung, am Ostufer des Starnberger See durch etwas Sonneneinstrahlung doch noch Thermik zu finden. Das Steigen war aber leider zu schwach und durch das Lee am Ostufer konnte ich kaum Höhe gewinnen. 2T hatte den Starnberger See überflogen und den Motor gezündet. MB musste etwas nordöstlich von mir den Motor starten. 2A war schon deutlich weiter, nutzte aber aus Sicherheitsgründen querab von Benediktbeuern seinen Motor, ebenso wie 8X bei Seeshaupt. Ich selbst konnte noch Königsdorf erreichen, was dann für mich bei diesem Vergleichsfliegen schon die dritte Landung im Regen war. Der Rückschlepp war dann sehr angenehm und die vierte Landung in Ohlstadt war im Trockenen. Der Flug wurde Tagesplatz 4 und ich konnte die Gesamtführung behalten, womit ich während des Fluges überhaupt nicht gerechnet hatte.
Das schlechte Wetter der folgenden Tage hat dafür gesorgt, dass ich die Führung bis zum Schluss behalten konnte.
Nach der Siegerehrung: (von links nach rechts) Benedikt Waegele, Benni Bachmaier (2A), Herbert Schultz (90), Michael Wisbacher (MB), Alico Steinbeck, Matthias Spreng (SCM), Oliver Wolfinger (SHK), John Bartels (UF)
Wir gratulieren Herbert zum ersten Platz in der Schweren Klasse und bedanken uns für seine Schilderung des Wettbewerbsverlaufs und die schönen Fotos!
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