Samstag, 27. Mai 2017
ein Bericht von Tom Wetzel
Nachdem ich die ganze Woche die Vorhersage für den Samstag verfolgt hatte, war ich sehr optimistisch was die thermischen Bedingungen anging. Top Task veränderte sich im Laufe der Woche zwar eher negativ, es sollte etwas zu stabil werden, allerdings dachte ich mir, dass es ja eher selten der Fall ist, dass im Frühjahr die Wetterlage mitten in den Bergen zu stabil ist, um größere Strecken zu fliegen.
So entschied ich mich, am Samstag seit längerem wieder mal auf Strecke zu gehen. Da mein Vater die MS flog, der Markus die 1D und die beiden Ls-4 und die ASW 24 unklar waren, blieb mir noch die Wahl zwischen dem Astir CS und der Ka-6. Da ich aber sowieso seit längerem mal wieder Ka-6 fliegen wollte, entschied ich mich für die gute alte Ka-6.
Der Tag begann damit, dass wir bei strahlenden Sonnenschein und angenehmer Temperatur am Platz ankamen, die Ka-6 von der Hallendecke holten und die ASW 20 aufbauten. Arne und Herby, die schon früh ihre Flugzeuge aufgebaut hatten, waren schon eifrig dabei, Wasser zu tanken. Leider hatte ich mich etwas zu spät in der Startreihe eingefunden, weswegen ich erst um kurz vor 12 starten konnte.
Während ich am Heimgarten den zweiten Bart kurbelte, hörte ich schon die erste Positionsmeldung eines Vereinskameraden vom Wilden Kaiser. Also nichts wie los und Ruck Zuck war ich auch am Kaiser. Das hatte ich mir tatsächlich schwieriger vorgestellt, da es aber schon einzelne Wolkenansätze gab, gestaltet sich dieser Weg sehr einfach.
Gerade mal eine gute Stunde später war ich auch schon in dieser Region. Sehr beeindruckt war ich erstmal von den Ausmaßen dieses etwas Furcht einflößenden Wilden Kaisers, an dem ich nur in 1700 m ankam. Ich hatte damit gerechnet, dass es etwas dauern würde, sich dort “auszugraben”, aber nix da… nach etwa 1-2 min fand ich das beste Steigen des überall tragenden Kaiser und stieg mit komfortablen 2-3m/s bis auf 2700 m.
Von dort aus ging es komfortabel weiter über St. Johann in Tirol bis hin zum Hochkönig, an dem ich meine östliche Wende setzte. 200m unterhalb des 3.000m hohen Riesen wendete ich den Bug Richtung Zell am See um die guten Wolken entlang des Pinzgauer Spaziergangs zu nutzen. Auf dem Weg zur Schmittenhöhe entstanden die folgenden beiden Fotos
Blick auf den Alpenhauptkamm von Zell am See aus.
Und der Blick nach Norden zu den Leoganger Steinbergen, am rechten Rand ist das Steinerne Meer zu sehen.
In der letzten Saison war ich schon einmal in der Situation mit der Ka-6 südlich von Innsbruck entlang zu fliegen. Dies gelang mir zwar auch heute, endete aber damit, dass ich mich aus 1900 m in einem Seitental etwas östlich der Brennerautobahn mühselig ausgraben musste. Die Thermik war schwach, es war heiß und das Steigen ließ meistens schon nach wenigen gutgemachten Metern wieder nach, was mich auch an unseren “Absaufer” in Südfrankreich letzten August erinnerte.
Es war von unten heraus einfach zu stabil, um gleich auf gutes Steigen zu treffen. Als ich dann endlich den lang ersehnten Bart traf, war der Anblick der Alpen gleich viel schöner und ich genoss den tollen Ausblick aus 3600 m.
Mit dieser schönen Höhe flog ich noch etwas weiter Richtung Westen und wendete schließlich zwischen Sellrain und dem Stubaital Richtung Norden. Die Freigabe durch die Kontrollzone, war auch auf Grund des freundlichen Controllers von Innsbruck kein Problem. An der Reither Spitze angekommen ging es nochmal auf 2600 m. Das reichte um noch ein Stück ins Flachland raus zu fliegen.
Tief am Ohlstädter Hang kurbelte ich noch einmal hoch, um den Flug über der Mittagsspitze zu schließen und die Punkte für das 300 km FAI Dreieck zu bekommen. Noch ein kleiner Ausflug zum Wank und nach über 7 Stunden, 407 geflogenen Kilometern und einem sehr lehrreichen Flug, setzte die D-4041 sanft auf der Grasbahn in Richtung 04 auf.
Nach etwa 10 Minuten hatte sich dann mein Steißbein, sowie auch meine Beine etwas erholt und ich konnte sogar wieder laufen. Die MS flog an diesem Tag 200 km mehr, erhielt aber nur 80 Punkte mehr als ich. Dennoch bin ich mit 609 OLC-Punkten mehr als glücklich, konnte ich mich doch mit diesem Flug zwischen Herby, der für seine 547 km nur 599 Punkte erhielt und Hans Sperl, der für 650 km knapp 20 Punkte mehr bekam, aber es nicht ganz nachhause schaffte, platzieren. Die DG 300 musste in Krün “zu den Kühen”!
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